“Der Dirigent Teodor Currentzis richtet seine Interpretationssicht auf Innerlichkeit aus. Das kann auch gehörig schief gehen wie jetzt im Festspielhaus Baden-Baden. Auf dem Pult Gabriel Faurés „Requiem“, ein Superlativ in Sachen expressiv innerlich schwebender Totenmesse. Durchgängig weiche Chorstimmen-Klangflächen, ein wahrhaft sanft wiegendes Sanctus mit steter Harfen-Arpeggien-Begleitung, kein gewaltig bedrohliches Dies Irae, dafür als Bonus ein „In Paradisum“ als Ausdruck glücklicher Befreiung. So sah der sich zu keinem Glauben bekennende Fauré den Tod und komponierte ein überraschend lyrisches Requiem. Faurés Requiem-Soundtrack wirkt zu diesen klischeebelasteten und drastisch direkten Bildern unerwartet fragil. Currentzis Forderung nach bedingungsloser Innerlichkeit grenzt den Gestaltungsraum von Fanie Antonelou (Sopran) und Mikhail Timoshenko (Bassbariton) beim Aussingen ihrer weichen wie strahlenden Cantilenen auf ein nahezu unsingbares Minimum ein. Als ließe sich das Ensemble in diese Enge nicht treiben, singt der Jugendchor „Cantus Juvenum Karlsruhe“ erfrischend natürlich im Einklang mit dem Ensemble musicAeterna aus Chor und Orchester. Dieses Ensemble beherrscht die Kunst subtiler Klangmagie und setzt ein Musikerlebnis frei, das tief berührt...”
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